Die 12 Stufen des Burnouts bei empathischen Macher*innen: Warnzeichen und Hilfestellungen
Empathische Macherinnen streben nicht nur nach Leistung, sondern möchten oft auch einen positiven Unterschied für ihr Umfeld bewirken. Sie setzen sich stark für andere ein und vernachlässigen dabei leicht die eigenen Bedürfnisse.
Die folgenden 12 Stufen beschreiben den schleichenden Prozess eines Burnouts bei empathischen Macher:innen und bieten hilfreiche Maßnahmen, um frühzeitig gegenzusteuern.
Phase 1: Drang, dich zu beweisen
Innen: Du entwickelst den Drang, deinen Mehrwert zu beweisen. Um deine Kompetenzen und deinen Einsatz zu zeigen, übernimmst du zusätzliche Aufgaben.
Außen: Dein Umfeld – ob Arbeitgeberinnen, Kolleginnen oder Familie – bestätigt dich oft in diesem Verhalten und erwartet stets Höchstleistungen. Dadurch fühlst du dich unter Druck gesetzt, um Anerkennung und Lob zu erhalten.
Was tun:
Selbstreflexion: Frag dich, warum du so stark nach Anerkennung strebst. Sind das wirklich deine eigenen Wünsche oder eher externe Erwartungen?
Ziele definieren: Setze dir klare und realistische Ziele und erinnere dich daran, dass du nicht alles perfekt machen musst.
Lerne klare Grenzen zu setzen und kommunizieren: Definiere frühzeitig deine Arbeitszeiten und persönliche Freiräume.
Phase 2: Verstärkter Einsatz
Innen: Um deine eigenen Erwartungen und die deines Umfelds zu erfüllen, arbeitest du länger und härter. Pausen übergehst du, persönliche Zeit opferst du für die Arbeit.
Außen: Ständige Anforderungen von außen – sei es durch Vorgesetzte, Kolleginnen oder Kundinnen – erhöhen den Druck, jederzeit produktiv und erreichbar zu sein. Du arbeitest noch intensiver.
Was tun:
Prioritäten setzen: Trenne Wichtiges von Unwichtigem und delegiere Aufgaben, wenn möglich.
Pausen einplanen: Plane regelmäßige Erholungsphasen fest ein, um langfristig leistungsfähig zu bleiben.
Konkrete Vorschläge für Veränderungen kommunizieren: Wenn dein Team oder deine Vorgesetzten mit ständiger Arbeitsüberlastung rechnen, kann es hilfreich sein, direkt mit Lösungsvorschlägen zu kommen, z. B. Aufgabenpriorisierungen, Verteilung der Arbeit oder Prozesse zur Reduzierung unnötiger Belastungen.
Regelmäßige Reflexion der Grenzen: Bleibe bei deinem Plan, die gesetzten Grenzen regelmäßig zu reflektieren und gegebenenfalls anzupassen. So stärkst du langfristig deine Position und machst klar, dass du deine Kapazitäten ernst nimmst.
Phase 3: Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse
Innen: Du beginnst, deine eigenen Bedürfnisse wie Schlaf, Ernährung oder soziale Kontakte zu vernachlässigen, weil die Arbeit Vorrang hat.
Außen: Dein Umfeld lobt dich für deinen unermüdlichen Einsatz, ohne auf deine persönlichen Bedürfnisse einzugehen. Dies verstärkt den Eindruck, dass es normal und sogar notwendig ist, persönliche Belange der Arbeit unterzuordnen.
Was tun:
Selbstfürsorge: Setze Schlaf, gesunde Ernährung und Bewegung als Prioritäten.
Zeitmanagement: Plane feste persönliche Zeiten im Kalender ein und halte dich daran.
Hobbys pflegen: Schaffe dir Zeit für Aktivitäten, die dir Freude bereiten und dich entspannen.
Phase 4: Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen
Innen: Obwohl du merkst, dass etwas nicht stimmt, ignorierst du die Warnsignale. Konflikte mit Vorgesetzten, Kolleg*innen oder in der Familie blendest du aus, um dich auf die Arbeit zu konzentrieren.
Außen: Konflikte mit deinem Umfeld, sei es im Privat- oder Berufsleben, werden ignoriert oder heruntergespielt, um zusätzlichen Druck zu vermeiden.
Was tun:
Konflikte ansprechen: Suche offene Gespräche, wenn Probleme auftreten.
Therapie in Erwägung ziehen: Bei anhaltenden Konflikten könnte Unterstützung von einem Coach oder Therapeut*in hilfreich sein.
Achtsamkeit praktizieren: Halte regelmäßig inne und achte auf deine Bedürfnisse.
Phase 5: Umdeutung von Werten
Innen: Werte wie Familie, Freundschaften oder Freizeit verlieren für dich an Bedeutung, da du dich zunehmend über deine Arbeit und Erfolge definierst.
Außen: Dein Umfeld – insbesondere das berufliche – stellt materielle Erfolge über persönliche Werte wie Zufriedenheit oder Gesundheit, und du übernimmst diese Priorisierung.
Was tun:
Werte reflektieren: Überlege, welche Werte für dich wichtig sind und ob deine Prioritäten diesen entsprechen.
Ausgleich schaffen: Plane bewusst Zeit für Familie, Freunde und Hobbys ein.
Grenzen neu definieren und kommunizieren: Angesichts der steigenden Erwartungen ist es entscheidend, dir selbst zu erlauben, „Nein“ zu sagen und deine eigenen Grenzen bewusst zu schützen.
Phase 6: Verleugnung von Problemen
Innen: Du fängst an, die negativen Auswirkungen deines Lebensstils zu leugnen. Müdigkeit, Gereiztheit oder gesundheitliche Beschwerden wie Magenschmerzen, Dauererkältungen oder Schlafprobleme deutest du als vorübergehende Zustände. Auch dass du regelmäßig morgens um 4 Uhr wach wirst und über die Arbeit grübelst blendest du aus.
Außen: Selbst, wenn das Umfeld erste Anzeichen von Erschöpfung wahrnimmt, werden diese oft abgetan oder als Zeichen von Schwäche gesehen.
Was tun:
Warnsignale ernst nehmen: Ignoriere körperliche und psychische Stresssymptome nicht.
Selbstbeobachtung aktivieren: Führe ein tägliches Journal, in dem du deine Grenzen, Energie und Stresssymptome festhältst, um Veränderungen besser wahrnehmen zu können.
Signalpunkte festlegen: Lege für dich bestimmte „Warnsignale“ fest – wie z. B. Müdigkeit, Gereiztheit oder körperliche Beschwerden – und vereinbare, dass du bei diesen Anzeichen Pausen machst oder andere Schritte zur Selbstfürsorge einleitest.
Phase 7: Rückzug
Innen: Du beginnst, dich von sozialen Kontakten zurückzuziehen. Beziehungen zu Freund*innen und Familie werden vernachlässigt, weil du denkst, keine Zeit dafür zu haben.
Außen: Der steigende Druck, ständig Leistung zu erbringen, führt dazu, dass du soziale Aktivitäten meidest, um mehr Zeit für die Arbeit zu haben.
Was tun:
Sozialkontakte pflegen: Verbringe bewusst Zeit mit Freund*innen und Familie, auch wenn es schwerfällt.
Vertrauensperson suchen: Finde jemanden, mit dem du offen über deine Situation und Gefühle sprechen kannst.
Beratung in Anspruch nehmen: Therapeutische Unterstützung oder Coaching wird dir helfen, neue Strategien zu entwickeln.
Phase 8: Veränderungen im Verhalten
Innen: Du wirst zunehmend wütend und ungeduldig. Der Spaß an der Arbeit und an anderen Dingen, die dir früher Freude gemacht haben, schwindet.
Außen: Dein Umfeld reagiert oft irritiert auf die Verhaltensänderungen, was zusätzlichen Druck ausübt, „normal“ zu wirken.
Was tun:
Eigenes Verhalten reflektieren: Beobachte dich und erkenne, wann du wütend oder ungeduldig wirst.
Stressbewältigung: Integriere regelmäßig Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder Sport.
Work-Life-Balance prüfen: Schau dir an, ob die Balance zwischen Arbeit und Privatleben noch stimmt.
Phase 9: Depersonalisation
Innen: Du entfremdest dich zunehmend von deiner Arbeit und den Menschen um dich herum. Du fühlst dich wie eine Roboterin, der*die mechanisch funktioniert, ohne emotionale Bindung zu deiner Tätigkeit.
Außen: Das Umfeld behandelt dich zunehmend als Mittel zum Zweck, was das Gefühl der Entfremdung verstärkt.
Was tun:
Berufliche Identität hinterfragen: Frage dich, ob dein Job noch mit deinen Werten übereinstimmt.
Selbstfürsorge intensivieren: Nimm regelmäßige Auszeiten und distanziere dich bewusst von der Arbeit.
Berufliche Beratung: Ein Gespräch mit einemeiner Karriereberaterin oder Coach kann helfen, neue Perspektiven zu gewinnen.
Phase 10: Innere Leere
Innen: Eine tiefe Leere und Sinnlosigkeit breiten sich aus, und selbst Erfolge fühlen sich bedeutungslos an. Du suchst nach Ersatzbefriedigungen wie übermäßigem Konsum von Alkohol oder exzessivem Sport.
Außen: Dein Umfeld erkennt die innere Leere oft nicht und fordert weiterhin Einsatz, wodurch dein Gefühl der Sinnlosigkeit verstärkt wird.
Was tun:
Sinnsuche: Überlege, was dir wirklich Erfüllung bringt, und fokussiere dich darauf.
Therapeutische Hilfe: Hole dir Unterstützung, um die innere Leere zu bearbeiten.
Neue Ziele setzen: Definiere kleine, erreichbare Ziele, die dir Freude bringen.
Phase 11: Depression
Innen: Du fühlst dich wertlos und ohne Energie und kannst dich kaum noch motivieren. Selbstaufgabe und völlige Erschöpfung bestimmen deinen Alltag.
Außen: Dein Umfeld reagiert oft überfordert oder mit Unverständnis, wodurch du dich noch isolierter fühlst.
Was tun:
Therapie beginnen: Suche sofort professionelle Hilfe wie Psychotherapie.
Unterstützung annehmen: Vertraue dich Familie, Freund*innen oder Selbsthilfegruppen an.
Selbstfürsorge radikal priorisieren: Investiere alle Ressourcen in deine psychische Gesundheit.
Phase 12: Völlige Erschöpfung
Innen: Du erreichst den Punkt völliger körperlicher und emotionaler Erschöpfung. Selbst einfache Aufgaben sind kaum zu bewältigen.
Außen: In dieser Phase wird oft erst der Ernst der Lage erkannt, was zu verspäteter, aber dringend notwendiger Unterstützung führt.
Was tun:
Medizinische Hilfe suchen: Nimm sofort professionelle medizinische und psychologische Unterstützung in Anspruch.
Auszeit nehmen: Eine längere Auszeit, etwa durch Krankschreibung, ist oft notwendig.
Rehabilitation: Reha-Maßnahmen
Empathische Macher*innen sind besonders gefährdet, in ein Burnout zu geraten, da sie sich stark dafür engagieren, anderen zu helfen und ihren eigenen hohen Idealen gerecht zu werden. Ihr intensives Mitfühlen führt oft dazu, dass sie die Last der Sorgen anderer auf sich nehmen, was emotional sehr ermüdend sein kann. Der hohe Anspruch, den sie an sich selbst stellen, gepaart mit der Angst, anderen nicht gerecht zu werden, erzeugt einen ungesunden Druck.
Zusätzlich kann die Vielzahl an Emotionen und Überlegungen dazu führen, dass klare Entscheidungen schwerfallen, was den Stress weiter erhöht. Diese ständige Belastung wird durch eine Tendenz zur Selbstkritik verstärkt: Empathische Macher*innen neigen dazu, sich selbst zu hinterfragen und zu kritisieren, wenn sie das Gefühl haben, nicht genug zu leisten. Dies kann ihr Selbstwertgefühl erheblich untergraben.
Das Burnout-Rad verdeutlicht, wie wichtig es ist, auf Warnsignale zu achten und frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Nur durch das Erkennen und Wahren eigener Grenzen sowie das Implementieren von Selbstfürsorgestrategien können empathische Macher*innen nicht nur ihr eigenes Wohlbefinden schützen, sondern auch langfristig in der Lage sein, anderen effektiv zu helfen.
Hol’ dir frühzeitig Hilfe. Es kommt nicht plötzlich zum Burnout. Pass’ auf dich auf.